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Armut in Ecuador: Ein Instrument zur Bekämpfung der Armut


— Zusammenfassung Maturitätsarbeit. Thaddäus Lenzin —

Die Arbeit zeigt die Situation der Armut in Ecuador auf, erörtert und evaluiert das konditionierte Transferzahlungsprogramm der Regierung und führt, mittels einer qualitativen nicht repräsentativen Befragung, verschiedene Meinungen und Argumente für und wider die staatliche Massnahme auf.

Rund 38 Prozent der Einwohner Ecuadors leben (Stand 2006) nach offiziellen Angaben unter der Armutsgrenze. Beinahe ein Drittel davon, etwa 1.7 Millionen Personen, befinden sich auch unter dem Existenzminimum, was bedeutet, dass sie weniger als 1.06 US Dollar pro Tag zum Überleben zur Verfügung haben.

El colegio en Quito en el que Thaddäus Lenzin estudió durante un año de intercambio

Der Bono de Desarrollo Humano, einem konditionierten Transferzahlungsprogramm, ist der Versuch der ecuadorianischen Regierung, dieses Problem langfristig zu lösen. Der Ansatz ist es, den Personen aus den ärmsten Bevölkerungsschichten monatlich Geld zu überweisen. Im Gegenzug werden die Empfänger dazu verpflichtet, zwei Konditionen zu erfüllen: Kleinkinder müssen regelmässig ärztlich untersucht werden und Kinder im schulpflichtigen Alter müssen die Schule besuchen. Das ganze gilt als Investition in Humankapital.

La sale de clases que fue la suya durante su año de intercambio en Quito

Die Überweisungen von zurzeit 35 US Dollar werden an die Frauen der Familien getätigt, um so deren Position in der Gesellschaft zu stärken. Repräsentative Studien stellten bei den Empfängern positive Effekte fest: Die Wahrscheinlichkeit einer Schuleinschreibung nahm bei Teilnehmern des Programmes um knapp 10 Prozent zu. Die Kinderarbeit bei den Empfängern sank um über 17 Prozent. Nennenswerte Verbesserungen der kognitiven Fähigkeiten sowie auch der physischen Werte wurden festgehalten. Der Grenznutzen fiel bei Personen unter der Armutsgrenze grösser aus als bei Personen, die sich an der Armutsgrenze befinden.

Ein direkter Einfluss des Bono de Desarrollo Humano auf die Entwicklung der Armut ist schwer nachzuweisen. Die Armutsentwicklung ist ein sehr komplexer Vorgang, der von diversen Faktoren abhängt. Da volkswirtschaftliche Aspekte, unter anderem Arbeitslosigkeit, eine wichtige Rolle spielen, kann der Bono de Desarrollo Humano lediglich als unterstützende Massnahme zur Bekämpfung von Armut wirken.

Für den praktischen Teil der Arbeit wurden neun Ecuadorianer und Ecuadorianerinnen nach ihren Einschätzungen zur staatlichen Intervention befragt. Als positiv wurde die dynamisierende Wirkung auf die Wirtschaft aufgrund der Umverteilung von Vermögen genannt. Als negativ wurde die politische Missbrauchsanfälligkeit der Massnahme bezeichnet, denn Regierungen können sich so Wählerstimmen erkaufen. Die Höhe der Überweisung wurde als zu tief angesehen, um den von Armut Betroffenen einen Ausbruch aus dem Teufelskreis der Armut zu ermöglichen. Ein Verbesserungsvorschlag ist, den Auszahlungsbetrag den Bedürfnissen der Empfänger anzupassen und dementsprechend in der Höhe der Überweisungen zu differenzieren.

Meinen persönlichen Einschätzungen nach erreicht der Bono de Desarrollo Humano zwar seine Zielvorgabe der Investition in Humankapital, fraglich ist jedoch dessen Einfluss auf die Situation der Armut in Ecuador, der zu einem Tropfen auf dem heissen Stein zu verkommen droht.

Thaddäus Lenzin con dos de sus compañeros ecutorianos en el Colegio


Estamos muy orgullos de añadir esta nota para indicar que nuestro redactor Thaddäus Lenzin ha obtenido la máxima nota (6) por este trabajo de fin de estudios. (Redacción).

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