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Jornada Costarricense
— Freitag 24.04.3015., 10h30–18h00, Raum 01-012, UNI San Gallen
¡Costa Rica en San Gallen!Por Florine Angele redactora de ©PuntoLatino, SG 02.05.2015.
Asistí sólo a la parte vespertina del programa. Esta parte ofreció una variedad de panelistas y temas. Ueli Frei [foto 1 ↓] introdujo el público al concepto impresionante de Fundes[1], una firma de consultoría con sede principal en Costa Rica que apoya estratégicamente a MIPYMES (Micro, pequeñas y medianas empresas) en varios países de la América Latina. Charlotte Robert, la segunda oradora de la tarde, tiene una conexión fuerte con Costa Rica porque es el país donde colecta el ingrediente principal de su negocio. Se trata de la flor de la planta de café y la usa para un perfume muy rico. Todos los participantes tuvieron la oportunidad de llevar una pequeña pero fragante prueba. Y lo increíble que parezca – ¡es la primera persona del mundo que usó este olor para un perfume!
La tercera persona que usó de la palabra en esta segunda parte de la «Jornada Costarricense» fue muy impactante. Johann Dähler, el rey de la piña, es un hombre conocido en Suiza; se escucha buenos ecos como críticas sobre él. Yo, personalmente, le veo como un hombre muy sincero y auténtico. En 2012 la televisión suiza publicó un documental sobre Johann Dähler.[2] Para quién está interesado vale mucho la pena verlo (es un filme en alemán). Johann aunque sea un hombre sencillo, de origen campesino del cantón de Thurgau, desde joven mostró una voluntad enorme. Su fascinación para plantaciones tropicales le llevó primero a la Costa de Marfil dónde estableció como pionero un gran negocio de piña. Debido al mercado saturado y la guerra civil regresó a la Suiza en el año 1999; él incluyendo su familia y sus empleados lo habían perdido todo. En Suiza se pudo recuperar pero nunca dejo la idea de retornar. El segundo país que le atrajo fue Costa Rica y hasta hoy en día produce piña y promociona el turismo allá[3]. Ahora ya son sus hijos que han asumido este trabajo. Mientras tanto también está en la Costa Marfil otra vez, regresó allí después de más de diez años.
Para dar al evento un poco una nota diferente, había no solamente las dos músicas Claudia Avila y Vittoria Pagani, dos mujeres de gran talento musical, sino también el profesor Marco Tschapko que hizo un presentación sobre la biodiversidad en Costa Rica, enfocándose en los murciélagos. Costa Rica es un país que cuenta con una gran variedad de murciélagos, la cuál el señor Tschapko exhibió a través de imágenes muy elocuentes, y podríamos decir impactantes, de algunas especies sobre todo la causante de llamar vampiros a todos los murciégalos. Estuvo también presente en esta parte de la Jornada, Susanne Müller-Using que habló de una cooperación académica entre Costa Rica y la universidad de Osnabrück y Steffen Tolle que es el fundador de las dos asociaciones: Edunámica[4] y Ecovida[5].
Philipp G. Nell toma notas para presentar el resumen de la Jornada
El resumen de la Jornada la hizo brillantemente comentada el Ministro Philippe G. Nell de SECO. Nell junto a Marco Krauchli, mostró la publicación anual «Switzeröand-Latin America Economic Relations Report 2015». El mismo se puede obtener en forma digital en la siguiente dirección:
Típico ya que en las jornadas dedicadas a países diferentes de América Latina, el Centro Latinoamericano-Suizo (CLS) se termine con un apéro delicioso muy variado. Esta vez, gracias al tema tico, es decir de Costa Rica, había Gallo Pinto, ceviche y muchas otras comidas tradicionales de ese hermoso país.
Notas (1) → http://www.fundes.org |
Isabel Montero de la Cámara, Embajadora de Costa Rica; Philippe G. Nell, Ministro Jefe de la Div. Americas del SECO; Yvette Sánchez, directora del Centro Latinoamericano-Suizo de la Universidad de San Gallen, enviando un saludo a los lectores de PuntoLatino.
Jornada Costarricense 2015
Grussworte und Einführung
Prof. Dr. Yvette Sánchez, Direktorin des CLS-HSG, eröffnet die sechste Jornada über Costa Rica, einem Land mit engen Verbindungen und Analogien zur Schweiz, darunter die territoriale Einteilung in 81 «Kantone» sowie die Bezeichnung als «Schweiz Costa Ricas». Durch die aus dem Verzicht auf Armee resultierenden hohen Investitionen in Gesundheit und Bildung sowie die stabile Demokratie gilt Costa Rica in der Region als Vorbild. Das aktuelle Interesse für das Land hat sich schon am diesjährigen Leaders Forum gezeigt, wo Costa Rica mehrfach vertreten war.
Yvette Sánchez weist auf die breite Themenpalette der bevorstehenden Tagung hin: neben soziopolitischen und medialen Bestandesaufnahmen im ersten Block, kommen die KMUs (Ananasplantagen und Kaffeeblütenparfüm, Beratung) zur Sprache sowie lokale Küche, Medienlandschaft, Biodiversität und das Engagement mitteleuropäischer Stiftungen und Forschungszentren vor Ort.
Dr. Patrick Stach, Mitglied des Universitätsrats der HSG, unterstrich in seiner Ansprache die politische Stabilität Costa Ricas sowie dessen beispielhafte Voraussetzungen zur Herausbildung einer wirtschaftlichen Elite, die wiederum zu wichtigen Faktoren für die staatliche Entwicklung beitragen kann: eine effiziente Politik, die Verstärkung staatlicher Strukturen die Wahrung persönlicher Rechte. Das Land figuriert im Social Progress Index auf Rang 25 und sollte aufgrund seines fortschrittlichen Umgangs mit den menschlichen Grundbedürfnissen weiterhin Thema innerhalb der wissenschaftlichen Community sein.
Isabel Montero de la Cámara, Botschafterin Costa Ricas in Bern, gestaltete ihre Ansprache mit einem Video über die wichtigsten Schlagworte und Bereiche des Landes, die gleichzeitig als Impulse zu den Tagungsinhalten fungieren sollten. Frau Montero de la Cámara erinnerte an das 1850 unterzeichnete Abkommen zwischen der Schweiz und Costa Rica sowie an den ersten St.Galler, der 1864 in Costa Rica gestorben ist.
Vorträge
Stefan Burgdörfer, Leiter der Konrad Adenauer Stiftung (KAS) in Costa Rica, sprach zuerst über die Ziele der teilweise aus dem Aussen- und dem Umweltministerium finanzierten KAS ,
um über ihre weltweit 180 Büros die politische Entwicklung in zu unterstützen. vertreten. Wenngleich Costa Ricas Demokratie im zentralamerikanischen und internationalen Vergleich gut da steht, fragt die KAS nach Verbesserungsmöglichkeiten. Der Referent gibt anschliessend einen kurzen Abriss über die politische Geschichte des Landes, das eine Präsidialdemokratie ist: Die Verfassung besteht seit 1949. Es herrscht Gewaltenteilung, allerdings in einem zentralisierten System mit 479 Distrikten, und der Präsident ist sowohl Staats- als auch Regierungschef, hat jedoch keine uneingeschränkte Macht. Über das Staatsbudget wird in San José entschieden, wobei dem Präsidenten mitunter auch die Macht fehlt, um sein eigenes politisches Programm durchzusetzen. Für diese Konstellation gibt es verschiedene Legitimierungen: Die einen sagen, es gehe um ein Korrektiv, um die präsidiale Macht zu beschränken, andere meinen, es handle sich vielmehr um Zufall, dass eine Mehrheitspartei unabhängig vom Präsidenten hervorgeht. Entscheidend ist, dass der Präsident im Parlament keine Mehrheit hat.
Dass die autonomen Institutionen die privatwirtschaftlichen Einflüsse begrenzen, ist ebenfalls entscheidend für die politische Stabilität. Die Löhne sind im öffentlichen Sektor höher als im privaten, die Strompreise insgesamt hoch. Trotz des freien Marktes ist der Mobilfunk nicht teurer geworden.
Im Parteiensystem ist eine starke Ausdifferenzierung zu beobachten, bis hin zu parteiinternen Spaltungen. Man besiegelt im Vorhinein nicht eine Koalition, und es kommt bisweilen zu Abspaltungen, beispielsweise der PLN (Partido Liberación Nacional). Zu den Problemen dieses Systems gehört die Schwierigkeit, einen Konsens zu finden sowie die Tatsache, dass Abgeordnete, zur Vorbeugung der Korruption, abtreten müssen, kaum haben sie ein bestimmtes Mass an Expertise erreicht. Das politische System gilt als korrumpiert.
Die genannten Faktoren erschweren das Regieren, lähmen das politische System und fördern das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der Politik. In seinem Fazit empfiehlt Herr Burgdörfer, dass man weniger in Parteikategorien denken, sondern sich auf die Themen konzentrieren sollte, die im Land wichtig sind und die es gilt voranzutreiben. Ausserdem fordert er den Ausbau der Infrastruktur (z.B. Strassen).
Julia Schünzel, Romanistin und Politikwissenschaftlerin von der Universität Halle, stellte zunächst Nicaragua vor, für dessen Bewohner Costa Rica als Zielland der Migration die höchste Attraktivität in Zentralamerika besitze. Eine Mehrzahl der Bevölkerung Nicaraguas ist im informellen Sektor beschäftigt. Als gegenwärtig trotz wachsender Wirtschaftszahlen nach Haiti zweitärmstes Land Zentralamerikas weist Nicaragua im Unterschied zu Costa Rica geringe
Investitionen in Bildung auf; dessen öffentliche Ausgaben übertreffen diejenigen Nicaraguas um das Zehnfache. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Migration zu einem zentralen Thema in Costa Rica avanciert. 1972 gab es ein schweres Erdbeben in Nicaragua, mit dem anschliessenden Vorwurf, Hilfsgelder veruntreut zu haben. Die Konterrrevolutionäre wurden bekämpft, und ein erster grosser Migrationsstrom setzte ein. Im Agrarbereich entstanden neue Arbeitsplätze; zugleich stieg die Arbeitslosigkeit um ein Vielfaches an. Durch Kulturanpassungsprogramme während der 90er-Jahre glichen sich beide Länder aneinander an. Mittlerweile leben 75% Nicaraguaner in Costa Rica, darunter sehr junge Einwanderer im Alter zwischen 25 und 39 mit gleichen Anteilen an Frauen und Männern. Hinsichtlich der Schulbildung bestehen Unterschiede zwischen beiden Ländern, was mitunter ein Grund sein mag für die Trennung der jeweiligen Arbeitsmärkte und der daraus folgenden Konkurrenz zwischen Nicaraguanern und Costa Ricanern auf diesem Gebiet. Die vorwiegend in Landwirtschaft, Handel und Gastronomie verrichteten Arbeiten sind schlecht bezahlt und gefährlich, jedoch im Vergleich zu Nicaragua auch bei gering qualifizierten Berufen besser bezahlt. Jeder Vierte ist in der Landwirtschaft (Kaffee, Bananen) angestellt. Es gibt keinen Mindestlohn und keine Sozialversicherung.
Für die Zukunft wird vermutet, dass der Migrationsstrom weiter bestehen wird, wenngleich aufgrund der etwas stagnierenden Wirtschaft Costa Ricas und des Wirtschaftswachstums in Nicaragua, ein Rückgang zu erwarten ist. Als kleinster Exporteur Lateinamerikas muss Nicaragua Investoren anziehen. Manche denken, dass der Nicaragua-Kanal Tausende von Arbeitsplätzen schaffen soll, was aber von anderen Seiten bestritten wird.
Peter Grüttner erläuterte, wie einfach es sei, aufgrund der kleinen Fläche Costa Ricas IT- Strukturen darin zu verankern. Das Selbstbild des Landes hat sich im Laufe der Geschichte signifikant gewandelt; es herrscht ein hoher Bildungsstandard und eine ebenso hohe mediale Durchdringung, wenngleich der Internetzugang in privaten Haushalten nicht immer gewährleistet ist.
Herr Grüttner kommt anschliessend auf Profil und Rolle der Zeitungen zu sprechen. Die meisten seien konservativ ausgerichtet, etwa La Nación mit einer Auflage von 100’000 Exemplaren, die von Aktionären mit konservativer politischer Gesinnung finanziert wird. Die Gruppe La Nación verwaltet auch die online-Zeitung Crhoy.com. Diario Extra gehört der Boulevardpresse an mit einer ursprünglichen Auflage von 70’000 Exemplaren; mittlerweile hat sich das Medium in eine Online-Zeitung verwandelt und wird nicht mehr gedruckt.
Das costaricanische Medienpanorama verrät, wie gesellschaftliche Verhältnisse darin nicht nur zu Informationszwecken abgebildet, sondern vielmehr geradezu erst geschaffen werden.
Am häufigsten wird das Internet für Suchanfragen und Videos genutzt; ein sehr geringer Prozentsatz der Nutzer nimmt an Diskussionsforen teil. Google und Facebook sind die beliebtesten Seiten. Die Kluft im Zugang zu Kommunikations- und Informationstechnologien spiegelt die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit in der Bevölkerung wider. Daraus resultiert das Anliegen, einen gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit herbeizuführen, beispielsweise durch die Kombination traditioneller und neuer Medien. Sulá batsú ist eine Organisation, die darauf abzielt, soziale Unternehmen und Netzwerke in Zentralamerika zu stärken. Bislang ist durch die neuen Technologien kein neues Publikum entstanden; das Netz dient vorwiegend als Informationsmedium, in dem die aktive Teilnahme an der Meinungsbildung nicht steigt. Dies mag nicht zuletzt auf die Intervention von Moderatoren in Internetforen zurückzuführen sein. Letzteres verdeutlicht zudem, dass Machtstrukturen in den neuen Medien erhalten bleiben und den Zugang zu Wissen steuern.
Projekte wie Sulá batsú haben es schwer, da sie nicht auf Vorbilder zurückgreifen können. Eine wichtige Herausforderung besteht darin, die traditionellen Medien nicht bloss zu imitieren, sondern auch, durch die neuen technologischen Möglichkeiten zu erweitern.
Mona Nikolic ging von einem Konzept nationaler Zugehörigkeit aus, das innergesellschaftliche Unterschiede berücksichtigt und z.B., nach Bourdieu, über den Geschmack Konsumgüter zu distinktiven Zeichen werden. Die Herausbildung eines neuen Konzepts der costaricanischen Nationalidentität ging einher mit einem neuen Konzept der Nationalküche. Hierbei erweisen sich transnationale Einflüsse als richtungsweisend, während die lokale Küche zuweilen als hinterwäldlerisch eingestuft wird. Zur Ermittlung dieser Einflüsse auf die lokale Küche in Costa Rica hat Frau Nikolic Interviews mit Gastfamilien von Sprachschulen durchgeführt, mit Blick auf das Essverhalten.
In den Tourismusführern erscheint die lokale Küche als exotisch und geprägt von der Biodiversität des Landes. Unter den Sprachschülern findet sich eine positive Einstellung gegenüber der lokalen Küche, in der man das findet, was die Fastfood-Kultur den Konsumenten vorenthält, z.B. Obst. Frau Nikolic hat festgestellt, dass durch diese Aufwertung des lokalen Essens sich auch sein Bild in den Gastfamilien wandelt.
In den Zubereitungsweisen findet sich ein partieller Rückgriff auf lokale Traditionen, beispielsweise beim Kaffee, vor allem aber die Kreation und Integration neuer costaricanischer Gerichte, wobei durch diese nationale Gastronomie die Gastfamilien ihre soziale Zugehörigkeit nicht aufgeben müssen.
Als Fazit hält Frau Nikolic fest, dass der kulturelle Tourismus die Wertschätzung der lokalen kulinarischen Kultur erhöht, aber auch einen Wandel in der Wahrnehmung des modernen Lebensstils herbeiführt.
Ulrich Frei von FUDNES eröffnet den zweiten Vortragsblock mit Hinweis auf die Urbanisierung in Costa Rica, die mit 65% grösser ist als in der übrigen Welt, dass aber 66% der Arbeiten in ländlichen Gegenden verrichtet werden. Die daraus resultierende grosse Kluft zwischen reich und arm ist für FUNDES der Impuls, lokale KMUs zu stärken.
Fundes entstand aus der gemeinsamen Initiative eines Schweizer Unternehmens mit einem Bischof, auf Basis des Hintergrundwissens, dass die Hälfte des BIP durch KMUs erwirtschaftet wird. Eine bessere Funktionsweise von KMUs muss sich daher unmittelbar positiv auf die Wirtschaft insgesamt auswirken. Fundes schuf daraufhin eine Mikrokredit-Industrie und erleichterte durch Trainings den Zugang zu Wissen. Seit 2005 umfasst die Ausbildung sowohl Schulunterricht als auch die individuelle Unternehmensberatung. Zunächst finanzierte sich das Unternehmen durch philanthropische Geldmittel, danach wurde es innerhalb von sechs Jahren finanziell eigenständig. Um das Konzept des Shared Value zur Erzielung der finanziellen Eigenständigkeit durchzusetzen, mussten schwierige Entscheidungen in Kauf genommen werden, etwa die Entlassung von 200 Mitarbeitenden, 150 Neuanstellungen, die sich besser in das angestrebte Firmenprofil einfügten.
Herr Frei schlussfolgert, dass die Umwelt ins Geschäftsmodell integriert werden muss, um einen langfristigen Erfolg zu garantieren. Dazu zählt, durch Zulieferung und Distribution die KMUs in die grossen Firmen zu integrieren. Für die angebotenen Beratungs- und Schulungsdienste erhebt Fundes einen symbolischen Geldbetrag bei den Kunden.
In einem Video über die Bananenproduktion zur Herstellung von Babyfood für Nestlé erfahren wir, wie einem Landwirt neue Anpflanzungstechniken beigebracht werden, die sich markant von den traditionellen Methoden unterscheiden und eine bessere Qualität bei den Bananen zur Folge haben.
Zu den Risiken, die Fundes eingeht, gehört, dass manche Grossfirmen ihre Verträge mit der Organisation kündigen, weil die finanziellen Ziele (Aktienpreise, etc.) nicht erreicht wurden. Für FUNDES ist es allerdings vorrangig, durch Ertragssteigerung für die KMUs die grösste Unternehmensberatung Lateinamerikas zu werden.
Anlässlich eines Sprachaufenthalts in Costa Rica hat Charlotte Robert die Kaffeeblüte entdeckt und entschieden, daraus ein Parfüm zu entwickeln. In ihrer Präsentation hat sie nicht nur erzählt, wie sie auf die Idee gekommen ist, sondern auch, weshalb sie Costa Rica als idealen
Produktionsstandort einschätzte. Der entscheidende Faktor bei der Parfümproduktion ist die Distanz zwischen der Kaffeeplantage und den Laboratorien, und die ist in Costa Rica, im Vergleich zu anderen Ländern, kurz. Abgesehen davon ist auch das Bildungsniveau vergleichsweise hoch.
Auch Johann Dähler ist unternehmerisch in Costa Rica tätig. In einer emotionalen Präsentation erzählte er, wie er nach dem Verlust seiner Ananas- und Bananenplantagen in Côte d’Ivoire sein Geschäft in Costa Rica neu aufgebaut hat. Die Unterstützung durch Familie und Freunde, und nicht zuletzt auch durch Altbundesratsgattin Merz, die ihren Vornamen mit den Roswitha- Bananen- und Ananaspflanzen teilt, trug massgeblich dazu bei, dass Johann Dähler einen Neuanfang wagte. Ebenfalls dazu bewogen hat ihn die Tatsache, dass Costa Rica 1949 die Armee abschaffte.
Costa Rica bietet nicht nur ein ideales Klima für Ananas und Bananen, sondern ist bekannt für seine Biodiversität. Das lässt sich darauf zurückführen, dass sich Nord- und Südamerika getrennt voneinander entwickelt haben. Die Migration über die Landbrücke war mit einer der Gründe, dass es in Mittelamerika eine erstaunliche Artenvielfalt gibt, was Prof. Marco Tschappka in seiner Präsentation am eindrücklichen Beispiel der Fledermäuse aufzeigte. Die Vielfalt äussert sich in Costa Rica in 117 Arten, die sich in ihrem Aussehen, aber auch in ihrer Nahrungsgrundlage deutlich unterscheiden.
Noch während seines Studiums hat Dr. Steffen Tolle ein Praktikum in Costa Rica absolviert. Gemeinsam mit seiner Frau unterstützte er zunächst die Familie eines Freundes, um dessen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Auf Anregung einer seiner Kunden in der Schweiz baute Steffen Tolle die Stiftung Edunámica auf, welche sieben ausgewählte öffentliche Schulen unterstützt und begabte Schülerinnen und Schüler fördert. Edunámica wurde 2009 von der Sozialhilfe-Organisation IMAS (Instituto Mixto de Ayuda Social) als Organisation des öffentlichen und sozialen Interessens anerkannt und wird unterdessen von Costa-Ricanern geleitet. 2006 gründete er eine weitere Stiftung, die sich für den Naturschutz in Costa Rica einsetzt. Ecovida schützt mittlerweile ein Gebiet von 1800 Hektaren und ist ebenfalls staatlich anerkannt.
Dr. Susanne Müller-Using stellte das im Juni 2014 gegründete Costa Rica Zentrum der Universität Osnabrück vor. Das Zentrum soll transdisziplinäre Forschung ermöglichen. Die Zusammenarbeit wird über Summer Schools, Dozierendenaustausch und die Entwicklung eines
gemeinsamen Masterprogramms aufgebaut. Besonders interessant ist, dass Studierende in Costa Rica ein erstes Studienjahr absolvieren, in denen sie unabhängig von ihrem eigentlichen Studienschwerpunkt alle Fächer besuchen.
PD Dr. Philippe Nell hat in seinem Wrap-up die verschiedenen Referatsthemen in einen Vergleich mit der Schweiz eingebunden. So gab es bereits im 19. Jahrhundert Schweizer Pioniere, die die Vielfalt der Flora und Fauna Costa Ricas erforscht und Schulen gegründet haben. Migration sei nicht nur ein Thema in Costa Rica, sondern auch in der Schweiz, und auch in der Schweiz identifizieren wir uns mit unseren Nationalgerichten Fondue, Raclette und Rösti. Während die Schweiz Platz 1 im Competitiveness Report belegt, führt Costa Rica den Happy Planet Index an. Trotz einer Reihe von Ähnlichkeiten dürfe man jedoch nicht vergessen, dass in Costa Rica immer noch 15% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, und dass Stiftungen einen wichtigen Beitrag leisten können.
→ Präsentationen (unten) …
Centro Latinoamericano-Suizo – Universität St.Gallen
Nachdem im vergangenen Juli ein Freihandelsabkommen zwischen Costa Rica und der Schweiz in Kraft getreten ist, möchte das CLS-HSG die diesjährige Jornada diesem Land widmen. Die politischen und ökonomischen Verbindungen der beiden Nationen sind vielfältig. So wird Costa Rica u.a. wegen seiner Neutralität und Stabilität die ‘Schweiz Zentralamerikas’ genannt. Im Unterschied zur Schweiz hat Costa Rica zudem 1949 die Armee abgeschafft zugunsten von Ausgaben für den Bildungs- und Gesundheitssektor. Heute stammen über 90% der Energie Costa Ricas aus erneuerbaren Quellen. Das Land figuriert im Social Progress Index auf Rang 25 und damit an der Spitze innerhalb Lateinamerikas.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gründet die Stabilität Costa Ricas im Tourismus, der Landwirtschaft, dem Export elektronischer Geräte und dem Dienstleistungssektor. Zusätzlich zur Bekanntheit als Bananen- und Kaffeehersteller erlangte Costa Rica neuerdings wirtschaftliche Relevanz im Ananas-, Kakao-, Fleisch- und Zuckerexport. In den letzten Jahren wurden bedeutende Auslandsinvestoren angezogen, besonders von Intel, mit einer Belegschaft von 3’500 Personen und einem Gesamtumsatz von 4,9% des Bruttoinnlandprodukts.
Die Tagung nimmt verschiedenartige politische, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte des zeitgenössischen Costa Rica in den Blick. Zur Sprache kommen sollen der Sektor des Ananasanbaus, der Einfluss der Globalisierung auf die lokale Küche sowie Aspekte der Medien- und Technologieentwicklung. Wir möchten mit der Jornada Costarricense der Tica-Gemeinschaft in der Schweiz, interessierten Vertretern aus Akademia und Praxis sowie Studierenden eine Plattform zum interdisziplinären Ideenaustausch bieten. Hierbei spielt der Naturschutz eine grosse Rolle, insbesondere die Wahrung der Biodiversität, auch im Zusammenhang mit dem Ökotourismus. Zur Rede kommen zudem die Ausbildung von Lehrkräften oder die Etablierung innovativer Unternehmensprojekte, etwa aus Kaffeebohnen hergestelltes Parfüm. Unter den ReferentInnen sind auch Vertreter von Stiftungen und NGOs, die Einblick in Fragen der Migration, der politischen Reformen sowie des nachhaltigen Unternehmertums in Costa Rica geben werden.
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