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World Bank Practical Project 2010 in Washington D.C., USA
— Michaël Tuil, michael.tuil@student.unisg.ch —
Ab nach Washington!
Im Juni dieses Jahres hatte ich die Chance, am World Bank Practical Project der Universität St.Gallen mit 20 Mitstudenten teilzunehmen. Nach mehreren Sitzungen, in welchen diese Institution von Herrn Petro Veglio, dem ehemaligen Exekutivdirektor der Weltbank für die Schweiz und sieben weitere Länder, vorgestellt wurde, brachte uns das Projekt Anfang Juni für eine Woche nach Washington D.C. Neben Diskussionssitzungen mit Mitarbeitern der Weltbank trafen wir in dieser Woche weitere interessante Leute und lernten renommierte Institutionen kennen. Schliesslich kam auch der Spass nicht zu kurz. Hier berichte ich einige Erfahrungen dieses Projekts.
Arbeitsssitzungen bei der Weltbank Hauptziel des Seminars war es, uns mit den täglichen Aufgaben von Mitarbeitern
der Weltbank vertraut zu machen. Die Studenten waren in sechs Gruppen unterteilt, welche im Voraus ein selbst gewähltes Thema vorbereiteten. Die Themen bezogen sich jeweils auf einen unterschiedlichen Aktivitätsbereich der Bank. Dabei fertigten wir Berichte mit Überlegungen und begründeten Empfehlungen an die Bank an und sendeten sie zwei Wochen vor der Reise an das Büro des aktuellen Exekutivdirektors der Weltbank für die Schweiz, Herr Michel Mordasini. Das Büro kümmerte sich um die Verteilung der Berichte an die jeweils zuständigen Teams innerhalb der Bank. Vielfältige Themen wurden gewählt, wie zum Beispiel das Wassermanagement in China, die Wechselwirkungen zwischen Korruption und Unternehmertum oder auch das Erziehungssystem in Haiti nach der Naturkatastrophe. Meine Gruppe setzte sich mit den Aktivitäten der Weltbank zur Förderung des „Social Business“-Bereichs auseinander, in welchem auf unternehmerische Weise Lösungen sozialer Probleme angestrebt werden.
In Washington führten wir gemeinsam je Gruppe eine anderthalbstündige Sitzung mit den Managern und Experten in dem jeweiligen Bereich. Herr Veglio sorgte für einen reibungslosen Ablauf der Sitzungen sowie für eine entspannte Stimmung. Nach einem kurzen Referat unsererseits, welches die zentralen Ergebnisse des Berichtes zusammenfasste, war der Raum offen für Fragen und Kritik der Experten. Insbesondere gingen sie auf die Machbarkeit der von uns vorgeschlagenen Lösungen ein. Es war für uns eine Lehre von pragmatischem und praxisorientiertem Denken, denn konzeptuell toll entwickelte Empfehlungen missachten oftmals die Realität und können sich deshalb als ungeeignet herausstellen. Darüber hinaus hatten wir meistens nach der Sitzung die Gelegenheit, die Diskussion informell weiterzuführen und dabei mehr über den Laufbahn von Mitarbeitern der Weltbank zu erfahren: Dies brachte uns interessante Vorstellungen und Gedanken für unsere eigenen Karrieren. Ein Lunch mit den HR-Vertretern gab uns einen Überblick über die Möglichkeiten für einen Karriereneinstieg bei der Weltbank und der International Finance Corporation. Eine
Studentin unserer Gruppe, Ambika Sharma, kümmerte sich meisterhaft um alle organisatorische Belange des Projekts.
Treffen und Diskussionen mit weiteren Partnern
Neben der Weltbank konnten wir weitere Institutionen durch Diskussionen mit deren Mitarbeitern oder Führungskräften kennenlernen. Am ersten Tag trafen wir Herr René Weber, Exekutivdirektor der Internationale Währungsfond [IMF] für die Schweiz und sieben weitere Länder. Die Diskussion brachte uns ein besseres Verständnis über die Tätigkeit sowie die Herausforderungen dieser Institution, welche aufgrund der hohen Defizite mehrerer Regierungen nach der schweren Wirtschaftskrise und der entsprechenden expansiven Fiskalpolitik zunehmend Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhält. An einem anderen Tag besuchten wir die Brookings Institution, ein renommiertes Think-Tank für internationale Politik. Dabei hielten wir eine lange Diskussion mit Mitarbeitern des Wolfensohn Center for Development über „Social Entrepreneurship in the Middle East“: Das Zentrum hat vor wenigen Jahren mit der Dubai School of Government und weiteren Partnern die Middle East Youth Initiative gegründet, durch welche die Entwicklung kreativer Lösungen von sozialen Problemen durch junge lokale Unternehmer unterstützt wird. Während der spannenden Diskussion zeigte sich die Überzeugung der Mitarbeiter darüber, dass die Förderung von social entrepreneurs ein wirksamer Beitrag zur Reduktion der Jugendarbeitslosigkeit und zur Erhöhung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sein kann. Bei dieser Initiative muss in den Augen der Mitarbeiter besonderer Wert auf eine möglichst umfassende Betrachtung des Umfelds dieser social entrepreneurs gelegt werden. Nur so können alle für sie relevanten Parteien in das Projekt einbezogen werden, damit sie die Verwirklichung der unternehmerischen Projekte unterstützen. Schliesslich konnte ich zudem dank meines Kollegen Niels Rot, auch Teilnehmer des Weltbankprojekts, diejenigen Leute kennenlernen, welche in Washington und in New York an der Gründung von The-HUB vorantreiben. The-HUB ist ein internationales Netzwerk von Arbeitsorten für selbständige social entrepreneurs. Indem letztere an einem Ort zusammen arbeiten und in ständiger Interaktion stehen, wirkt The-HUB als ein Inkubator für neuartige Ideen sowie als Unterstützung für seine Mitglieder in der Führung ihrer Unternehmung.
Off-Programm
Ausser dem Arbeitsprogramm hatten wir auch Zeit, um die an Monumenten und Museen reiche Stadt Washington zu besuchen. So nahmen wir viele Fotos des Kapitols, des Weissen Hauses und des Lincoln Memorials. Des Weiteren folgten wir in einem lokalen Sportspub mit grosser Spannung dem ersten Spiel der NBA-Final zwischen Boston Celtics und Los Angeles Lakers und genossen den Sonnenuntergang auf dem Potomac-Fluss auf einer Terrasse im studentischen Viertel Georgetown. Zudem wurden wir von Herrn und Frau Mordasini zu einem Empfang eingeladen, wobei wir sie sowie Schweizer Mitarbeiter der Weltbank in einer ungezwungenen Atmosphäre kennenlernen konnten.
Schlusswort
Rückblickend war das World Bank Project eine einzigartige Gelegenheit, bedeutende Institutionen im Bereich Entwicklung und internationale Politik kennenzulernen. Es war für die ganze Gruppe eine prägende Erfahrung, welche wohl den einen oder anderen in künftigen Karriereentscheidungen beeinflussen könnte. In allen Fällen ist für uns die Institution der Weltbank etwas greifbarer geworden und die dabei geknüpften Kontakte
könnten bald sehr nützlich sein.