17semaine critique150| LOCARNO 2017 |

Drei Mal Lateinamerika beim Dokumentarfilm-Wettbewerb des Locarno Film Festivals

— von Marie Tuil, Redakteurin von ©PuntoLatino. Locarno, agosto 2017

Gleich drei Filme über Lateinamerika liefen dieses Jahr im Dokumentarfilm-Wettbewerb „Semaine de la Critique“ beim Locarno Film Festival. Drei von insgesamt nur sieben wohlgemerkt! Einer davon wurde mit dem Zonta Preis geehrt.

 

Was sind die Auswahlkriterien?

«Das intensivste, lebendigste, überraschendste und spannendste Realitätskino“ nach Locarno zu bringen – das ist das erklärte Ziel des Wettbewerbs „Semaine de la Critique“. Dokumentarfilme sind ein unglaublich vielfältiges Genre. Und um dieser Vielfältigkeit Rechnung zu tragen, gibt es für Selektionskomitee keine starren Kriterien, was ein sehr guter Dokumentarfilm alles mitzubringen hat: „kein Ergebnis, keine Thematik und keine formelle Ausrichtung“ wird ausgeschlossen. Es geht um Filme mit einem „pluralistischen und offenen Blick und einer dialektischen Auseinandersetzungsfreude mit der Realität“.

 

Favela Olímpica

Der Schweizer Dokumentarfilmer Samuel Chalard tritt mit seinem Film „Favela Olímpica“ über ein Armenviertel in Rio an, das der olympischen Megalomanie weichen musste – um den Glanz der makellosen Olympiastadt nicht zu beflecken. Der Regisseur dokumentiert den über Jahre andauernden Kampf zwischen dem Bürgermeister und den engagierten Einwohnern des Viertels, die ihre Favela, ihre Heimat nicht verlassen wollen.

 

Las Cinéphilas

Die junge argentinische Regisseurin María Alvarez gibt den Zuschauern ihres Films „Las Cinéphilas“ einen sehr intimen Einblick in den Alltag von fünf alten Damen in Uruguay, Argentinien und Spanien, die ihre Zeit am liebsten mit einem verbringen: Mit einem guten Kinofilm. Während es oberflächlich also um Filmenthusiastinnen geht, beschäftigt sich die Dokumentarfilmerin eigentlich mit einer viel tiefergehenden Frage – mit der nach ihrer eignen Zukunft, nach ihrem eigenen Lebensabend.

 

Señorita María, la falda de la montaña

Mit dem Zonta Preis für Regisseure, die sich in besonderer Weise um die Förderung von Gerechtigkeit, Solidarität und ethischer Grundhaltung verdient gemacht haben, wurde schliesslich der kolumbianische Regisseur Rubén Mendoza geehrt. Sein Dokumentarfilm „Señorita María, la falda de la montaña“ portraitiert die zurückgezogen in den Bergen von Kolumbien lebende María: Den Gerüchten nach geboren als Junge, Sohn einer inzestuösen Beziehung. Der Film thematisiert die Diskriminierung, der María in ihrer Jugend im Dorf ausgesetzt war, schenkt seiner Protagonistin aber auch eine Aufmerksamkeit, die diese sichtlich geniesst.

 

 

 

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Marie und Michaël Tuil, ©PuntoLatino


 

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