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Bildrausch Filmfest Basel
— 19.06.–23.06.2019
MONOS
Guerillas im Nebel, stationiert im Nirgendwo einer kolumbianischen Hochebene. Die acht Teenagersoldaten, die sich über Kampfnamen wie Rambo, Dog und Smurf identifizieren, sollen in der Abgeschiedenheit des Hinter-
landes eine paramilitärische Einheit bilden. Sie trainieren intensiv und geben sich Mühe, neben einer kostbaren Milchkuh auch die US-Amerikanerin Doctora zu bewachen, die sie im Auftrag ihrer «Organisation» gefangen halten. Doch es dauert nicht lang, bis die prekäre Situation eskaliert und die Truppe mitsamt ihrer Geisel zum Rückzug in die Tiefe des Dschungels gezwungen wird. Aufbauend auf diesem minimalen Handlungsgerüst hat der brasilianische Regisseur Alejandro Landes ein surreales, optisch wie akustisch überwältigendes Überlebenskampfszenario geschaffen, das die psychologische Dichte von William Goldings Inseltrauma «Herr der Fliegen» in den Horror moderner Kriegsführung überträgt. Vor allem eine imposante Bildsprache und der oszillierende Soundtrack von Mica Levi machen Monos zu einer höchst eindringlichen Erfahrung der Sinne, Emotionen und Instinkte. Hierarchien lösen sich auf, Machtverhältnisse verschieben sich, doch Landes behält auch in seinem dritten Spielfilm stets die Oberhand eines jungen Auteurs, der seiner Ausdrucks-
kraft keine Grenzen setzt. (pj)
Kolumbien, Argentinien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Deutschland, Uruguay, USA 2019
102 Min. Farbe. DCP. Sp/e
Regie: Alejandro Landes
Buch: Alejandro Landes, Alexis Dos Santos
Kamera: Jasper Wolf
Schnitt: Yorgos Mavropsaridis, Ted Guard, Santiago Otheguy
Musik: Mica Levi
Mit: Julianne Nicholson, Moisés Arias, Sofía Buenaventura, Karen Quintero
Internationaler Wettbewerb 2019 «Cutting Edge»
Donnerstag 20.06.2019
09.30 Uhr
Stadtkino Basel
In Anwesenheit von Alexis Dos Santos
Samstag 22.06.2019
21.30 Uhr
kult.kino atelier
In Anwesenheit von Alexis Dos Santos
LOVE ME NOT
Die Sonne ein gleissendes Gelb, der Himmel ein gestochenes Blau, und irgendwann sehen alle nur noch rot. Es ist eine Tragödie bib-
lischen Ausmasses, die sich in Love Me Not nicht zwischen Tempeln und heiligen Stätten abspielt, sondern in der ausgedörrten Wüste des Vorderen Orients. Hier wird der mysteriöse Prophet Yokanaan aufgrund seiner unkonformen Vorhersagen von der herrschenden Armee als Terrorist in einem Kerker gefangen gehalten. Als jedoch Salome, die Stieftochter des Obersten Befehlshabers Antipas, von dem geheimnisvollen Häftling erfährt, ist sie ihm bald verfallen, und ein zunehmend absurder und intriganter Reigen der Lust, Gier, Gewalt und verletzten Eitelkeit nimmt seinen Lauf. Für seinen zweiten Spielfilm hat sich der spanische Filmemacher und Produzent Lluís Miñarro mit seiner stilisierten Version von Oscar Wildes «Salome» auf ein narratives und visuelles Wagnis eingelassen. In einer fatal gewundenen Spirale aus Politik und Gewalt findet er Schönheit in einer von messerscharfen Bildern eingefangenen Landschaft und den lustvoll gefilmten Körpern, die sich darin bewegen. Beflügelt von seiner kühnen Leidenschaft für aufregendes, mutiges und sinnliches Kino entwirft der multitalentierte Filmrebell Miñarro ein brisantes Konglomerat aus Mythologie und Moderne. (ph)
Spanien, Mexiko 2019
82 Min. Farbe. DCP. Sp/Cat/e
Regie: Lluís Miñarro
Buch: Lluís Miñarro, Sergi Belbel
Kamera: Santiago Racaj
Schnitt: Núria Esquerra, Gemma Cabello
Musik: Esteban Aldrete
Mit: Ingrid García-Jonsson, Oliver Laxe, Francesc Orella, Lola Dueñas
Internationaler Wettbewerb 2019 «Cutting Edge»
Donnerstag 20.06.2019
19.15 Uhr
kult.kino atelier
In Anwesenheit von Lluís Miñarro
Freitag 21.06.2019
15.00 Uhr
kult.kino atelier
In Anwesenheit von Lluís Miñarro
LA FIERA Y LA FIESTA
HOLY BEASTS
Das Schaffen des dominikanisch-mexikanischen Regiegespanns Laura Amelia Guzmán & Israel Cárdenas hat sich auf eine ziemlich unvorhersehbare Weise entwickelt: Von der flüchtigen, stark neorealistisch geprägten Poesie von Cochochi (2007) und Jean Gentil (2010) zu dem stilisiert-labyrinthischen Delirium ihres aktuellen Meisterwerks, La fiera y la fiesta. Man käme kaum darauf, dass auch dieses eine nonfiktionale Erdung hat: Der Filmschaffende, um dessen Bilder- wie Geisteswelt sich alles dreht, Jean-Louis Jorge, war ein Verwandter Guzmáns; viele seiner Weggefährten tauchen im Film auf; und zu sehen bekommt man auch einiges aus seinen Werken, allen voran La serpiente de la luna de los piratas (1973) und Mélodrame (1976). Geraldine Chaplin nun gibt eine Filmemacherin, die einem Freund einen Gefallen tun soll: Regie übernehmen bei einer Produktion, die auf Jorges letztem Buch basiert – und bald von einer Katastrophe in die nächste schlittert … La fiera y la fiesta ist etwas Ausserordentliches: Einerseits kann man sich gut treiben lassen in diesem campigen Kinorausch – andererseits, entsprechend gelesen, funktioniert er perfekt als filmhistorischer Essay, bei dem man viel über einen obskuren Auteur lernt. Das gabs so wirklich noch nie! (om)
Dominikanische Republik, Argentinien, Mexiko 2019
90 Min. Farbe. DCP. Sp/E/F/e
Regie: Laura Amelia Guzmán, Israel Cárdenas
Buch: Laura Amelia Guzmán, Israel Cárdenas
Kamera: Israel Cárdenas
Schnitt: Andrea Kleinman, Israel Cárdenas, Pablo Chea
Musik: Leandro de Loredo
Mit: Geraldine Chaplin, Udo Kier, Luis Ospina, Jaime Piña
Internationaler Wettbewerb 2019 «Cutting Edge»
Freitag 21.06.2019
10.00 Uhr
kult.kino atelier
In Anwesenheit von Laura Amelia Guzmán, Israel Cárdenas
Samstag 22.06.2019
17.00 Uhr
kult.kino atelier
In Anwesenheit von Laura Amelia Guzmán, Israel Cárdenas
A VOLTA AO MUNDO QUANDO TINHAS 30 ANOS
PREMIO PETER-LIECHTI
La directora portuguesa Aya Koretzky (nacida en Japón) recibe el primer premio Peter Liechti del festival por su A volta ao mundo quando tinhas 30 anos (La vuelta al mundo cuando tenías mi edad). En su debut documental, Aya Koretzky reconstruye el diario de un viaje alrededor del mundo realizado por su padre en 1970. El jurado se alegró de poder conceder por primera vez un premio en honor al difunto cineasta Peter Liechti. El nuevo premio, dotado con 2.000 francos suizos, se concede a una película con una valentía narrativa o visual especial: «Estamos honrando a una joven cineasta que trabaja con la poesía del tiempo y la memoria que abarca toda una generación, intercambiando sentimentalismo por relevancia».
AROUND THE WORLD WHEN YOU WERE MY AGE
Das Abenteuer akzeptieren, die Welt erkunden und sich ein Bild von ihr machen, das war der Plan, mit dem Jiro Koretzky in den Siebzigern als junger Mann von dreissig Jahren zu einer Reise um den Globus aufbrach. Die zahlreichen Fotos und Notizen, die dabei entstanden, hat der spätere Landschaftsarchitekt bis ins Alter wie einen Schatz aufbewahrt. Ein Schatz, den seine Tochter nun für ihren Film ausgegraben und in ein liebevoll filmisch nachkonstruiertes Reisetagebuch verwandelt hat. Der Vater mit seinem unermüdlichen Erkundungssinn für Orte und Menschen sowie die kleinen und grossen Wunder der Natur ist darin stets omnipräsent. Für ihn und mit ihm hat die in Portugal aufgewachsene und heute zwischen Lissabon und Tokio pendelnde Regisseurin Vergangenheit und Gegenwart, Geschichtliches und Privates anhand der historischen Bilder und modernen Super-8-Aufnahmen zu einem komplexen Mosaik der Erinnerung zusammenfügt, das von der Magie flüchtiger Momente ebenso lebt wie von der eindringlichen Stimme und Gedankenwelt eines Mannes, der nicht nur die verschiedensten Länder gesehen, sondern im Laufe seines Lebens auch tief in sich selbst hineingeschaut hat. (pj)
Portugal 2018
110 Min. Farbe. DCP. Jap/e
Regie: Aya Koretzky
Buch: Aya Koretzky, Jiro Koretzky
Kamera: Aya Koretzky
Schnitt: Tomás Baltazar
Mit: Jiro Koretzky, Aya Koretzky, Anna Koretzky
Internationaler Wettbewerb 2019 «Cutting Edge»
Freitag 21.06.2019
16.45 Uhr
Stadtkino Basel
In Anwesenheit von Aya Koretzky
TICKET
Sonntag 23.06.2019
17.00 Uhr
kult.kino atelier
In Anwesenheit von Aya Koretzky