| MARZO 2015 | BASILEA |
Paolo Fresu Duo | Yaron Herman Duo
— 17.04.2015., 20h, Stadtcasino (Festsaal) BASEL
Yaron Herman (piano) | Adam Baldych (violin) | Gianmaria Testa (vocals, guitar) | Paolo Fresu (trumpet)
Yaron Herman und die Kunst der freien Improvisation
Der aus Israel stammende Yaron Herman zählt mit Jahrgang 1981 zur jüngeren Generation stilbildender Pianisten des Jazz. Er kommt zum ersten Mal nach Basel, zusammen mit dem polnischen Violinisten Adam Baldych, der am Rheinknie bereits zu den Stammgästen zählt und dessen furioses Improvisationstalent deshalb bereits bekannt ist. Yaron Herman und sein musikalisches Universum sind einzigartig und unbedingt eine Reise wert. Der gescheit und bescheiden argumentierende Musiker setzt sich so bewusst mit seinem Instrument, mit sich selbst und seinen buchstäblichen weltumspannenden Improvisationen auseinander, dass er keine Zeit und Lust findet, um sich gegen journalistische Klischees zu wehren, die auch nach mehrmaliger Wiederholung nicht besser oder richtiger werden. So etwa, wenn man ihm anhängt, «ein zweiter Keith Jarrett» zu sein. Es ist zwar richtig, dass der junge Yaron Herman einmal Basketballspieler werden wollte und, als er infolge einer Verletzung diese Karriere abbrechen musste, unter dem Einfluss von Keith Jarretts Pianospiel und Lebensphilosophie Musiker wurde. Der im Alter von 16 Jahren späte Einstieg in die Musik war zwar eine grosse Herausforderung in technischer Hinsicht, bedeutete aber gleichzeitig eine Chance, mit klarem Willen, guten Konzepten und Methoden an die Musik heranzugehen und das eigene Talent rationeller zu bewirtschaften.Herman besitzt ein ganz aussergewöhnliches Feeling für die spirituellen oder «seelischen» Qualitäten der Musik, aller guten Musik, die ihm als Quelle für seine Improvisationen und Kompositionen zur Verfügung steht. Und so gewinnt das, was er spielt, eine Art übersinnlicher Aura, eine berührende sinnliche Tiefe und Innerlichkeit, wie wir sie in der Tat auch von Keith Jarrett kennen. Herman betont in seinen Interviews, er wolle immer, in jedem seiner Konzerte «unique» sein und ehrlich, fern von jeder Routine und jeder Nostalgie. Zwar setze er sich mit der Geschichte des Jazz und seiner Pianisten auseinander – er nennt Bud Powell und Thelonious Monk – er respektiere und schätze die Kreativität und die musikalischen Beiträge der stilbildenden Musiker, obwohl für ihn deren Musik zeitgebunden sei und man heute, in einer ganz anderen Zeit der Globalkultur, nicht mehr so spielen könne.Und so hat sich der Pianist aus Israel, der mit 19 Jahren aus seiner Heimat nach Boston, an die Berklee School of Music zog und bereits nach zwei Jahren ins brodelnde Leben von Paris eintauchte, in der französischen Musikermetropole schliesslich einen eigenen improvisatorischen Stil erarbeitet. Diesen lotet er zusammen mit ein paar seelenverwandten Musikern aus, etwa mit Michel Portal, dem grossen Meister der freien Improvisation, oder mit dem nicht minder einmaligen Saxophonisten Emile Parisien , mit dem er auch ein eindrücklich schönes Album («Alter Ego», auf ACT) eingespielt hat. Von Zeit zu Zeit bringt Herman sein Ausnahmekönnen auch in speziell ausgewählte Projekte ein, wie dasjenige des «Teufelsgeigers» Adam Baldych, mit dem er einen Abstecher in polnische Musiktraditionen und den polnischen Jazz unternimmt, und mit dem er nun zum ersten Mal nach Basel kommt. Urs Ramseyer.
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