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Lifefair Forum – Energiewende: Wie finanzieren? – Eine Podiumsdiskussion mit fünf namhaften Vertretern aus der Stromproduktion, Industrie, Kapitalmarkt, Gebäudetechnik und Konsumentenschutz und sehr unterschiedlichen Sichtweisen.
— Isolde Erny, ©PuntoLatino, Zürich den 23. März 2015
Abbildung 1 – Die Podiumsteilnehmer des Forums Energiewende (von rechts nach links: Sara Stalder, Stiftung für Konsumentenschutz; Hansjörg Sidler, Siemens; Jasmin Staiblin, Alpiq; Dominik Bollier, Credit Suisse und Daniel Aebli von Stahl Gerlafingen. Foto: Paul Geiser www.foto-pur.ch
Energiewende in der Schweiz – wozu?
Unsere wohlhabende Gesellschaft verbraucht viel Energie: für Strom und Wärme in den Haushalten, für die Mobilität und für Industrie und Gewerbe
Abbildung 2 – Die wichtigsten Energieverbraucher in der Schweiz: ca 1/3 Haushalte, 1/3 Verkehr und 1/3 Industrie + Dienstleistungssektor. Quelle: Bundesamt für Energie, 2013
Die Risiken und schädlichen Auswirkungen des Energiekonsums gehen leicht vergessen: Beim Wäschewaschen oder bei der Fahrt zur Arbeit denkt man kaum an radioaktiven Abfälle, CO2-Emissionen und Umweltverschmutzung. Erst Vorfälle wie das Reaktorunglück in Fukushima führen ungemütlich vor Augen, wir abhängig wir sind von Energieträgern, die grosse Risiken bergen und massive Umwelt- und Gesundheitsschäden verursachen.
Im Jahr 2011 beschlossen Schweizer Bundesrat und Parlament den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie bis ins Jahr 2050. Damit dies gelingen kann, soll gemäss Bundesamt für Energie einerseits die Energie effizienter genutzt werden, andererseits muss mehr erneuerbare Energie und Strom aus Wasserkraft produziert werden. Die Mobilität, die ca 30% der gesamten Energie und fast nur fossile Energieträger verbraucht, wird allerdings von den vorgeschlagenen Massnahmen kaum tangiert.
Die Kosten für den Umbau der Energieinfrastruktur und Massnahmen zur Energieeffizienz werden auf 200 Milliarden Franken geschätzt. Wo dieses Geld eingesetzt wird, wo Kosten reduziert werden und wer eigentlich bezahlt, ist am Podium nicht deutlich geworden, stattdessen gab es einige Einblicke in die vielfältigen Interessen und Anliegen, die von einem Umbau der Schweizer Energieversorgung betroffen sind.
Energiewende aus der Sicht von Investoren und Stromproduzenten
Für Energieproduzenten bringt der Umbau der Energieversorgung tiefgreifende Veränderungen. Welche Bedeutung dabei staatliche Förderinstrumente haben, erklärte Jasmin Staiblin von Alpiq, einem Energiekonzern, welcher in der Schweiz zwei Atomkraftwerke und mehrere Wasserkraftwerke betreibt. Sie gab an dass der Elektrizitätsmix der Schweiz mit einem Anteil von knapp 60 % Wasserkraft im internationalen Vergleich sehr gut dastehe, allerdings gefährdeten die Fördermassnahmen für erneuerbare Stromproduktion die Wasserkraft, da diese derzeit unwirtschaftlicher sei die geförderten Energien und die noch günstigeren fossilen Energieträger.
Für Investoren ist der Energiewandel gemäss Dominik Bollier von der Credit Suisse offenbar mässig interessant, die unvorhersehbaren Entwicklungen des Strompreises und der Infrastruktur seien unattraktiv für Investitionen. Lediglich stark regulierte Bereiche des Strommarktes und Energieträger, die staatlich gefördert werden, seien kalkulierbar und damit für Investitionen attraktiv.
Energiewende aus der Sicht von Verbrauchern
Auch die Seite der Energie-Verbraucher ist spannen. Diese werden gemäss Daniel Aebli von Stahl Gerlafingen, einem der grössten Schweizer Stromverbraucher, oft zu wenig differenziert betrachtet. Aebli gab an, dass es einerseits das produzierende Gewerbe gebe, welches Energie als Produktionsfaktor benötigt und sehr unter steigenden Preisen leidet und andererseits die Konsumenten, die verhältnismässig viel Energie verschwenden, ohne auch nur zu wissen, was zB die Kilowattstunde Strom kostet. Warum es so schwer ist, den Energieverbrauch der Konsumenten zu senken, beschäftigte Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz. Privathaushalte zahlen zwar im Vergleich zu Grossverbrauchern deutlich höhere Stromkosten, aber es macht einen kleinen Teil ihres Budgets aus und sie profitieren wenig von sparsamem Verhalten, weil ihre Stromrechnung zu einem grossen Teil aus Fixkosten besteht. Zudem gibt es das Mieter-Vermieter-Dilemma. Hansjörg Sidler von Siemens, Spezialist für energieeffiziente Technik in Gebäuden, erklärte, dass der Vermieter keinen Anreiz habe für Investitionen in energieeffiziente Technologien, weil nur der Mieter von den sinkenden Energiekosten profitiere.
Obschon das Forum das Thema der Kosten der Energiewende nicht wirklich behandelte, war es eine lohnenswerte Veranstaltung. Die Referenten zeigten anhand einiger Punkte auf, warum die Energiewende so komplex ist, wie viele Akteure betroffen sind und wie viele verschiedene Wirkungen und Nebenwirkungen politischen Massnahmen haben können.
Weiterführende Links zur Energiewende
Bundesamt für Energie – Energiestrategie 2050
http://www.bfe.admin.ch/themen/00526/00527/
Bundesamt für Energie – Statistiken und Berichte zum Energieverbrauch
http://www.bfe.admin.ch/themen/00526/00541/00542/index.html?lang=de
Schweizerische Energiestiftung
http://www.energiestiftung.ch/energiethemen/energiepolitik/energiewende/